Heute, zum World Menopause Day 2023, veröffentlichte die International Menopause Society ein White Paper zum Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche für 35 % der jährlichen Todesfälle bei Frauen verantwortlich sind. Das ist tatsächlich mehr als das 13-fache der Rate von Brustkrebs und mehr als alle Krebsarten zusammen!
Dass dieses Thema ein absolut heißes ist, das wissen wir natürlich nicht erst seit diesem White Paper. Geht es bei uns Frauen um Gesundheitsrisiken, dann stehen meistens Krebserkrankungen wie Brustkrebs im Vordergrund. Auf die gesamte Lebensspanne betrachtet, stirbt jedoch jede zweite Frau an einem Herz-Kreislauf-Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Nur jede 25. Frau verstirbt an einem Brustkrebs. Ungeachtet dessen sind die Bemühungen der Präventivmedizin bei Frauen in der Brustkrebsvorsorge wesentlich ausgeprägter als in der Herzinfarkt- und Schlaganfallvorsorge. Grund genug, hier einmal genauer hinzusehen!
Was genau ist ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall
Lass uns mit der Basis beginnen: Herzinfarkt und Schlaganfall basieren in ihrem Entstehungsmechanismus auf der Tatsache, dass sich plötzlich eine Ader, die zum Herzen oder zum Gehirn führt, verstopft. Hier werden Gefäßverkalkungen bzw. Ablagerungen in den Gefäßen, die im Laufe des Lebens zum Teil als natürlicher, zum Teil als beschleunigter Alterungsprozess durch bestimmte Risikofaktoren entstehen, unter bestimmten Situationen plötzlich „instabil“. An diesen Stellen docken sich Blutplättchen an, die sich dann um diese Verkalkung herum gruppieren und zu einer plötzlichen Verstopfung des Gefäßes führen.
Neben der Verstopfung an sich können gelöste Teile einer solchen Verstopfung mit dem Blutfluss in die Organe strömen und dort Schaden anrichten. Neben der extrem hohen Herzinfarkt- und Schlaganfallrate sterben allein in Deutschland jährlich rund 100.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie – also dem Verschluss von Lungenarterien durch gelöste Blutgerinnsel.
Was den Entstehungsmechanismus von Herzinfarkt und Schlaganfall als auch die Häufigkeit des Auftretens dieser und weiterer kardiovaskulären Erkrankungen betrifft, gibt es signifikante Unterschiede zwischen Mann und Frau!
Frauen sind anders - eine besondere Situation
Östrogene stellen eine Art Schutzmechanismus für uns Frauen dar! Sie haben zB. einen positiven Effekt auf unseren Kohlenhydratstoffwechsel, indem sie Glukagon aus Pankreaszellen freisetzten. Das wiederum verhindert ein starkes Ansteigen des Blutzuckerspiegels. Zusätzlich dazu, werden im Darm die GLP-1-Zellen stimuliert - dadurch wird vermehrt Insulin freigesetzt und Glukagon gehemmt. Kurzum, Östrogene spielen eine ausschlaggebende Rolle, den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten. Das schützt uns einerseits vor Diabetes Typ2 und andererseits vor der Verkalkung unserer Arterien.
Aber es gibt noch weitere Blutgefäß-schützende Effekte der Östrogene. Östrogene senken das Cholesterin durch Hochregulation der LDL-Rezeptoren in der Leber. Das führt dazu, dass Cholesterin schneller abgebaut und das schützende HDL-Cholesterin vermehrt gebildet wird.
Außerdem sorgen Östrogene dafür, dass sich unsere Blutgefäße mehr entspannen und so mehr Blut fließt. Das geschieht durch die Freisetzung von Stickstoffmonoxid und eine Hemmung des Kalziumeinstroms in die Zellen.
In der Menopause (dem Zinit der Wechseljahre) fällt unser Östrogenspiegel rapide ab und damit fällt leider auch unser Schutzmechanismus.
Viele Frauen entwickeln die klassischen Risikofaktoren: reduzierte Insulinsensitivität bis hin zu Diabetes; Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte. Wenig Bewegung und Rauchen befeuern diese Situation zusätzlich. Neben diesen klassischen Risikofaktoren rücken jedoch zunehmend auch noch sogenannte nicht-traditionelle Risikofaktoren in den Fokus. Dazu zählen z. B. chronischer Stress, Müdigkeit, Schlafstörungen und Erschöpfung. Gerade Frauen leiden oft unter der Last Arbeit, häusliche Pflichten und Familie unter einen Hut zu bekommen und sind daher besonders anfällig für nicht-traditionellen Risikofaktoren. Eine auf der European Stroke Organisation (ESO) Conference 2021 präsentierte Studie zeigt, dass es besonders Frauen sind, die heutzutage unter diesen nicht-traditionellen, Lifestyle-assoziierten Risikofaktoren leiden. Ein signifikanter Anstieg der Herzinfarkt- und Schlaganfallrate von Frauen in den letzten Jahren untermauert diese Erkenntnisse.
All diese aufgelisteten Risikofaktoren in Kombination mit unserem kaum noch existierenden Östrogenen erklären die bristante Lage, in der sich Frauen spätestens ab der Menopause befinden.
Wir brauchen eine geschlechtsspezifische Medizin
Wir Frauen haben also ein erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder an einer anderen kardiovaskulären Erkrankung zu sterben. Das alleine erklärt allerdings bei weitem noch nicht die hohen Sterberaten.
Ein wesentliches Dilemma in der Behandlung des Herzinfarktes ist es, dass Frauen den Herzinfarkt nicht in der „klassischen“ Weise verspüren wie Männer. Das führt dazu, dass Frauen die Symptome oft nicht ernst nehmen. Zusätzlich dazu haben Frauen aufgrund dieser andersartigen Symptome im Vergleich zu Männern ein siebenfach erhöhtes Risiko, fehldiagnostiziert zu werden und bei einem Herzinfarkt nach Hause geschickt zu werden!
Das White Paper der IMS zum heutigen Tag berichtet von aktuellen Untersuchungen, welche zeigen, dass immer noch dieselben Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern in der Versorgung bestehen, welche bereits in den 1990er-Jahren problematisch waren:
Frauen < 65 mit einem akutem Koronarsyndrom (ACS) erreichen seltener die Zielvorgabe von 90 Minuten von der Tür bis zum Ballon
Frauen mit derselben klinischen Vorgeschichte wie Männer erhalten seltener eine Herzkatheterisierung
jüngere Frauen haben bei einem Herzinfarkt eine weitaus höhere Sterblichkeit
Frauen sterben nach Revaskularisierungsmaßnahmen im Krankenhaus häufiger
Frauen mit einem ischämischen Schlaganfall werden seltener vom Rettungsdienst ins Krankenhaus transportiert und erhalten seltener eine Bildgebung innerhalb der 25-Minuten Zielvorgabe
Trotz dieser Probleme fehlt es weiterhin vielerorts an frauenspezifischen medizinischen Ansätzen. Fast 20% der Auszubildenden in medizinischen Weiterbildungen gaben an, nicht oder nur minimal in geschlechtsspezifischen medizinischen Konzepten geschult worden zu sein.
Herzinfarkt
Um so wichtiger, dass wir Frauen lernen einen Herzinfarkt zu erkennen! Worauf ist also zu achten?
Vorboten eines Herzinfarktes bei Frauen können schon Tage oder Wochen vorher auftreten. Dazu gehören:
anhaltende Müdigkeit
Schlafstörungen
Kurzatmigkeit
Verdauungsstörungen
Übelkeit, Erbrechen
Taubheitsgefühl in den Armen
Schmerzen im Rücken, Nacken, Kiefer oder in den Beinen
Beschwerden und brennen im Oberbauch
Das typische Stechen im Brustraum kommt selten vor.
Stattdessen empfinden Frauen ein Druck- oder Engegefühl.
Bei einem Herzinfarkt entscheidet jede Minute über Leben oder Tod. Doch gerade Frauen nehmen laut Studien ihre Symptome häufig nicht ernst! Für jüngere Frauen stehen häufig berufliche Verpflichtungen oder die Betreuung der Kinder an erster Stelle. Ältere Frauen hingegen fühlen sich oft unwohl um Hilfe zu bitten und 'Umstände zu machen' und ignorieren Symptome. Beim Ignorieren oder der Fehlinterpretation von Symptomen kommt es jedoch oft zu lebensbedrohlichen Zeitverlust für ärztlicher Hilfe!

Bildrechte: Deutsche Herzstiftung
Schlaganfall
Eine „Sonderrolle“ scheint der Schlaganfall zu spielen. Auch hier sind Frauen gefährdeter, offenbar auch deshalb, da bei Frauen ein sich entwickelnder Bluthochdruck nicht in dem Ausmaß diagnostiziert und therapiert wird, wie dies bei Männern der Fall ist.
Die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls sind:
Sehstörungen
Sprach- und Sprachverständnisstörungen
Lähmungen und Taubheitsgefühle
Schwindel mit Gangunsicherheit
starke Kopfschmerzen
Wissenschaftler der Ohio State University fanden heraus, dass sich ein Schlaganfall bei Frauen manchmal auf ungewöhnliche Weise ankündigt: So kann Schluckauf in Verbindung mit leichten Brustschmerzen auf einen drohenden Hirninfarkt hinweisen. Auch Kopfschmerzen treten bei ihnen in Verbindung mit einem Schlaganfall häufiger auf als bei Männern.
Mit dem FAST-Test lässt sich innerhalb kürzester Zeit der Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen.
Face:
Man versucht zu Lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin
Arms:
Man streckt die Arme nach vorne und dreht dabei die Handflächen nach oben.. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech:
Man versucht einen Satz nachzusprechen. Ist man dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time:
NIE ZÖGERN! Sofort 112 (D), 140 (AT), 144 (CH) anrufen und die Symptome schildern! Übrigens EU weit kann im Urlaub 112 gewählt werden.

Bildrechte: Deutsche Schlaganfall Hilfe
FAZIT - Vorbeugen, vorbeugen, vorbeugen!
Der Verlust des Östrogens verändert tatsächlich alles. Wir werden wie gerade gesehen anfälliger für Herz-Kreislauf- Erkrankungen, wir werden aber auch anfälliger für Alzheimer-Demenz (2 von 3 Alzheimer-Patienten sind Frauen) und für schleichende Entzündungen, welche zu unterschiedlichsten chronischen Krankheitsbildern bis hin zu Krebs führen können. Allesamt Top Todesursachen von uns Frauen!
Was also tun? Einfach Augen zu und durch? Einfach abwarten und hoffen, dass es nicht so weit kommen wird? Unsere Antwort darauf ist ein klares: NEIN!
Prävention ist definitiv immer besser als Intervention! Denn wie es dir im Alter ergehen wird, liegt tatsächlich zu über 90% in deinen eigenen Händen. Mit den richtigen Lebensstil-Entscheidungen und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen kannst du gegen negative Veränderungen in deinem Körper vorgehen und damit aktiv gegen Krankheiten im Alter vorbeugen!
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